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Besuch bei Giuseppe Gabbas, Italiens „Winzer des Jahres 2015“

Auszeichnung als „Viticoltore del anno“

Giuseppe Gabbas war 2015 „Winzer (viticoltore) des Jahres“. Diese Auszeichnung vergibt der renommierte Weinführer Gambero Rosso jährlich an nur einen Winzer Italiens. In der Begründung hieß es:

„Giuseppe Gabbas ist ein Mann sehr weniger Worte, der Weine herstellt, die um so mehr zu sagen haben und eine wichtige Richtung bei der Produktion des Cannonau in Sardinien aufzeigen. Giuseppe ist ein echter Weinbauer, der das Land und seine Weinberge liebt. Er ist der Winzer schlechthin.“

Giuseppe Gabbas
Giuseppe Gabbas auf seinem Weingut mit dem Supramonte-Massiv im Hintergrund

Diese Auszeichnung hat damals viele Weinliebhaber überrascht, ging sie doch nicht in eine der Weinbau-Hochburgen Italiens wie die Toskana oder das Piemont, sondern auf die ferne Insel Sardinien. Und auch dort ging sie nicht an den Besitzer eines der großen Weinbaubetriebe, sondern an einen Mann der ein (bisher) eher kleines, aber doch feines Weingut im Herzen Sardiniens aufgebaut hat. Die Cantina Gabbas, ca. 10 Kilometer außerhalb von Nuoro gelegen, hat mit den ca. 80.000 Flasche, die sie jährlich produziert, zwar schon die Möglichkeit, auch den internationalen Markt anzusprechen (was sie mit Erfolg tut), gehört aber mit dieser Produktionsmenge doch eher noch zu den kleineren Produzenten – auch auf der Insel.

Das neue Gebäude des Weinguts mit Produktionsanlagen und Degustationsräumen

Vor diesem Hintergrund freute ich mich, diesen passionierten Winzer und seinen Betrieb (über die Vermittlung eines sardischen Freundes) persönlich kennen lernen zu können. Als wir am Weingut ankamen, das an der Straße zwischen Oliena und Orgosolo liegt, empfing uns der Neffe von Giuseppe Gabbas, Francesco Gabbas. Von ihm erfuhren wir, dass die Basis des heutigen Weinguts von seinem Urgroßvater stammt. Der besaß ca. zehn Hektar Land, zu dem auch Weinberge gehörten.

Der Großvater übernahm diese Landwirtschaft zwar, hatte allerdings Medizin studiert und war einer der ersten Kinderärzte auf der Insel. Der Weinbau blieb ein wenig beachteter Nebenerwerb. Erst Giuseppe Gabbas hat dann in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen, das heutige Weingut zu entwickeln. Auch wenn er zunächst Jura studierte und lange in der öffentlichen Verwaltung gearbeitet hat, modernisierte er den Betrieb doch stark und legte den Grundstein für die heutige, extrem hohe Qualität der Weinproduktion. Zudem vergrößerte er den Betrieb auf die heute ca. 20 Hektar Rebanbaufläche und 5 Hektar mit Olivenbäumen.

Seine Innovationsfreude zeigte sich beispielsweise darin, dass er als einer der ersten Winzer Sardiniens überhaupt die Tröpfchenbewässerung der Rebstöcke eingeführt hat. Gegen den Widerstand der damals landläufigen Meinung, dass man Reben nicht bewässern soll. Heute weiß man, dass das doch manchmal sinnvoll und nützlich ist, auch wenn in der Regel nur sehr wenig Wasser gegeben wird. Auch hat er auf die alten Reben gesetzt, die teils schon sein Großvater gezogen hatte. Der heutige Bestand wurde zum Teil aus Klonen dieser alten Cannonau-Reben gezogen. Diese weit über 50 Jahre alten Stöcke werden heute durch neuere Cannonau-Varianten ergänzt.

Giuseppe Gabbas ist nicht nur ein erstklassiger Weinbauer, er ist auch eine ganz besondere und beeindruckende Persönlichkeit.

Das wurde uns klar als der Winzer dann auch selbst zu uns stieß. Die Auszeichnung als Winzer des Jahres hat er sicherlich nicht nur für die Qualität seiner Wein bekommen, sondern auch für seine Persönlichkeit. Der Mitsiebziger ließ es sich denn auch nicht nehmen, uns persönlich mit seinem Geländewagen durch die steilen Hänge seiner Weinberge zu fahren. Dort, mit dem wunderschönen Panorama des Supramonte und des Monte Ortobene vor Augen, sprach er mit uns über die notwendige Verbindung von Tradition und Innovation beim Weinbau und sparte dabei auch nicht mit Kritik an der sardischen Landwirtschaftspolitik und an manchem seiner Winzerkollegen.

Die Gläser und die Weine steht zur Weinprobe bereit.

Nachdem wir die modernen Produktionsanlagen, die, wie Francesco Gabbas, stolz erklärte, für weit größere Produktionsmengen als die heutigen ausgelegt sind, und den Reifekeller besichtigt hatten, ging es zur Verkostung. Diese musste noch in einem kleinen Nebenraum des neuen, noch nicht gänzlich fertig gestellten Degustationssaals stattfinden, in dem demnächst auch große Besuchergruppen Platz finden sollen.

Die Cantina Gabbas ist vor allem wegen ihrer exzellenten Cannonau-Weine bekannt. Der bekannteste Wein der Cantina ist der „Dule“, Cannonau di Sardegna DOC, Riserva, der nach einem der Weinberge benannt ist, und zu 100 Prozent aus Cannonau besteht.

Dieser Wein hat 2017 zum 9. Mal in Folge die Höchstauszeichnung von „tre bicchieri“ (drei Gläser) beim Gambero Rosso bekommen und zudem noch zahlreich andere Auszeichnungen. (Aktualisierung: auch 2019 und 2020 gab es die begehrten 3 Gläser)

Der zweite Cannonau di Sardegna DOC, Riserva, der Cantina heißt „Arbore“. Er hat einen Zusatz von ca. 5 Prozent Muristello (das ist der sardische Name für die Weinsorte Bovale) und besticht ebenfalls durch seine weit überdurchschnittliche Qualität. Diese ist sicherlich auch dem extrem geringen Ertrag pro Hektar geschuldet. „Während der erlaubte Höchstertrag für den Cannonau classico“, erklärte uns Francesco Gabbas, „bei 90 Zentnern pro Hektar liegt, ernten wir nur 20 bis 30 Zentner pro Hektar. Das führt zu einer extrem hohen Qualität des Traubenguts.“ Zudem werde der Most 48 Tage auf der Schale gelassen, was zusätzlich zu der Geschmacksvielfalt der beiden Cannonau Riserva beitrage.

Eine weiterer Grund für die hohe Qualität der Weine ist sicher auch der Star-Önologe vom italienischen Festland, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Gabbas‘ Kellerei betreut. Lorenzo Landi, der für mehrere italienische Winzer arbeitet (in Sardinien nur für Gabbas), gehört zu den erfolgreichsten Önologen überhaupt. 2016 haben 15 von ihm verantwortete Weine die begehrten „tre bicchieri“ erhalten. Und 2017 wurde er vom „Guida Essenziale ai Vini d’Italia“ (Doctor Wine) zum Önologen des Jahres gewählt.

Die Weine der Cantina Gabbas

Neben den beiden Spitzenweinen stellt das Weingut Gabbas auch noch einen Basiswein her. Der „Lillové“ ist ebenfalls ein Cannonau di Sardegna DOC, aber mit dem Zusatz eines größeren Prozentsatzes anderer heimischer Weinsorten. Dass dieser in den Weinführer „Berbene“, in dem die 300 vermeintlich besten italienischen Alltagsweine unter 10 Euro zusammengestellt sind, aufgenommen wurde, erzählt der Hausherr nicht ohne Stolz.

Und die Tatsache, dass die knapp 9.000 Flaschen des einzigen Weißweins der Cantina, eines sehr außergewöhnlichen und strukturierten Vermentinos namens „Manzanile“, schon vor der Weinlese ausverkauft sind, vermerkte Giuseppe Gabbas ebenfalls mit einem Schmunzeln. (Wir konnten aus den Restbeständen der Cantina noch jeweils eine Kiste davon erstehen.)

Gabbbas produziert auch eines der besten Olivenöle der Insel

Weder vom Passito (Trockenbeerenauslese) „Avra“, der ebenfalls aus der Cannonau-Traube hergestellt wird, noch von den zwei Grappa-Sorten, die Gabbas bei der berühmten Brennerei Berta im Piemont aus seinem Cannonau-Trester herstellen lässt, haben wir noch verkostet. Schließlich mussten wir noch zurück an die Westküste. Aber das jüngste Produkte des Weinguts konnten wir doch noch kennen lernen: ein außerordentlich fruchtiges Olivenöl. Giuseppe Gabbas träufelte es höchstpersönlich auf einige Scheiben Pane Carasau und forderte uns auf, diese Köstlichkeit zu probieren.

Während wir das gerne taten, redeten wir noch ein wenig über die Vermarktung der sardischen Weine insgesamt und der Gabbas-Weine insbesondere. Als wir auf den deutschen Markt zu sprechen kamen, sagte Giuseppe Gabbas lachend: „Wir versuchen mit unseren Weinen auch Deutschland zu erobern. In Berlin haben wir einen rührigen Repräsentanten, der dafür sorgt, dass mittlerweile ein großer Teil unserer Jahresproduktion nach Deutschland geht.“

Text: Hans-Peter Bröckerhoff

Fotos: Hans-Peter Bröckerhoff, Cantina Gabbas

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