Es ist mittlerweile eine Institution: das große Fest rund um die Mattanza in Carloforte auf der Isola di San Pietro. Der „Girotonno“ wird jedes Jahr im Juni veranstaltet und ist zu einem der erfolgreichsten Food-Festivals auf Sardinien geworden.
Das Festival hatte in den vergangenen Jahren einen so großen Erfolg, dass nicht nur von der Insel, sondern auch vom italienischen Festland und aus dem Ausland immer mehr Besucher auf das entlegene kleine Inselchen vor der Südwest-Küste Sardiniens kamen. Dort, wo der rote Thunfisch im Frühjahr, wenn die Thunfisch-Schwärme gen Süden ziehen, noch auf traditionelle Weise gefischt wird und wo die ganze Stadt Carloforte vom und für den Thunfisch lebt, hat sich ein Event entwickelt, das mehr ist als nur ein übliches Volksfest. Es ist ein modernes Food-Festival geworden.
Dort treffen sich mittlerweile Gastronomen, berühmte Chefköche, Fachjournalisten und andere Berufsgruppen, die im gastronomischen und kulinarischen Sektor arbeiten. Und alle Diskussionen, Vorträge, Kochshows und Degustationen, die von dieser Expertenschar mit gestaltet werden, drehen sich um ein Thema – den Thunfisch.
Zum Girotonno kommen natürlich auch viele Feinschmecker, die die verschiedenen Gerichte aus und mit Thunfisch (sowohl die traditionellen als auch die neu kreierten) genießen wollen. Und schließlich kommen auch zahlreiche Besucher, die einfach nur das große Fest mit all seinen Aspekten erleben wollen. Denn neben den kulinarischen Facetten gehören Verkaufsstände sowie viel Kunst und Kultur, darunter auch zwei große Konzerte mit national und teils auch international bekannten Künstlern, zur Gesamtveranstaltung.
Ein uralte Tradition wir gefeiert.
Der Hintergrund und der Anlass des Girotonno ist ein ganz besonderer. Bei Carloforte findet seit Jahrhunderten eine archaische Art des Thunfischfangs statt, die Tonnara oder auch Mattanza genannt wird. Diese Form der Jagd auf den heute so wertvollen (weil selten gewordenen) Fisch gibt es auch noch in Sizilien. (Die Insel Favignana in Sizilien und Carloforte sind die letzten Orte, wo diese alte Tradition noch lebt.)
Die Mattanza ist aus heutiger Sicht recht martialisch. Die Thunfische werden in großen künstlichen Bassins („camera di more“, Todeskammern), die durch aneinander gereihte Schiffe und Netze gebildet werden, gefangen und dort von den Fischern getötet. Diese Art des Fischfangs mag manchen Beobachtern grausam erscheinen. Doch sie ist eine nachhaltige Form der Fischerei. Denn nur, wenn die Schwärme im Frühjahr ziehen, und dann nur an bestimmten Stellen wird ein kleiner Teil des Bestandes aus dem Meer geholt.
Wirklich schlimm (für Tier und Mensch) ist die moderne Form des Thunfischfangs. Seit Jahren wird vor allem der besonders begehrte und deshalb teure rote Thunfisch im Mittelmeer von großen Fangschiffen quasi industriell gefischt. Diese Schiffe sind mit moderner Technik ausgestattet, sie orten und verfolgen die Schwärme und lassen diesen keine Chance zum Entkommen.
Diese Art des Thunfischfangs hat dazu geführt, dass der rote Thunfisch seit langem auf der Liste der bedrohten Fischarten steht und es heute strikte Fangquoten gibt (ob diese immer respektiert werden, mag dahin gestellt sein). Experten fordern, diese ganz und gar nicht nachhaltige, industrielle Jagd auf die Schwärme deutlich einzuschränken oder besser noch gänzlich einzustellen.
Beim Girotonno wird viel geboten.
Mit dem großen Fest des Girotonno kämpfen die Menschen in Carloforte und Umgebung erfolgreich gegen die abnehmende ökonomische Bedeutung des Thunfischfangs selbst. Wegen der unverantwortlichen Überfischung durch die großen Fangfabriken sind die Mengen und Erträge aus dem Fischfang gesunken, während durch das Event die Einnahmen aus dem Tourismus steigen. Aber es ist nicht nur gut für die Region, zum Girotonno zu fahren. Es ist auch ein großes Erlebnis, denn es wird viel geboten, darunter:
- „Tuna Village“ mit all den Genüssen rund um den Thunfisch. .
- Stände und Essensangebote mit anderen Spezialitäten der Region, bei denen auch Fleischgerichte ihren Platz haben.
- In diesem Jahr als Gruß aus dem Land der Olympischen Spiele eine Churrascaria brasiliana unter freiem Himmel, wo man brasilianische Spezialitäten genießen kann.
- Kochshows und ein internationaler Wettbewerb der Spitzenköche.
- Vorträge und Diskussionsrunden.
- “Ludo kids”, ein Ort für die Kleinen, wo sie nach Herzenslust spielen und tollen können.
- Ein „villaggio dello sport“, ein Dorf des Sports, wo man am Beachvolley- und Basketball mitmachen sowie skaten, Trampolin springen und vieles andere machen kann.
- „Girotonno Live Show Al Tramonto“ (zum Sonnenuntergang), mit viel Musik und bekannten Künstlern
Mehr (auch auf Englisch) unter: girotonno.it
Übrigens:
Auf dieser Website gibt es mehrere Thunfisch-Rezepte, die Pasta alla Carlofortina, den Tonno alla Portoscusese und den gekochten Thunfisch mit Zwiebeln.
Text: Hans-Peter Bröckerhoff
Fotos: www: girotonno.it
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