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Pani di Sardegna – Wettbewerb um das „beste Brot Sardiniens“ und „Dorf des Brotes“ auf der Cavalcata Sarda in Sassari

Zum vierten Mal wurde während der berühmten Cavalcata Sarda in Sassari das „beste Brot Sardiniens“ prämiert. Die Initiative „Pani di Sardegna“ (Sardiniens Brote) hat wieder die Trachtengruppen der Insel, die zum großen Festumzug nach Sassari kommen, gebeten, typische Brotsorten ihrer Heimatorte mitzubringen und zum Wettbewerb einzureichen. Zusätzlich wurden von der Initiative vielfältige Aktivitäten rund um das sardische Brot organisiert. Es gab Ausstellungen, Kurse und Workshops (auch für Kinder), Präsentationen der Teigzubereitung und des Backens des Brotes im Holzbackofen sowie Essensangebote mit Gerichten auf der Basis von Brot (von denen des in Sardinien einige gibt). All das wurde an den drei Tagen des Festes unter dem Motto “Villaggio del pane” (Dorf des Brotes) angeboten. Höhepunkt aber war der Wettbewerb um das beste Brot der Insel. Dazu prüfte ein unabhängige Jury aus Experten die eingereichten Brote und kürte schließlich die Sieger.

Gleich zwei typische Brotsorten, das civraxiu (oben) und das coccoi, werden hier präsentiert.

Brot ist für die Sarden nicht einfach nur ein Nahrungsmittel. Seit Alters her wird das Brot als etwas ganz besonderes verehrt. Es gibt eine große Sorten- und Formenvielfalt auf der Insel. Manche Experten sprechen von mehr als 1000 Sorten. Selbst wenn hier auch die je nach Dorf und Anlass unterschiedlichen Formen (vor allem der religiösen Votivbrote) mitgezählt sind, ist diese Zahl doch beeindruckend. Im Alltag sind meist nur einige dieser Sorten zu erhalten und auch nur wenige Sorten sind inselweit bekannt und verbreitet. Dazu gehören das pane carasau, die spianata, das pistoccu, das civraxiu oder das coccoi und natürlich auch die normalen foccacine und andere, eher alltägliche Brotsorten.

Leider ist die Vielfalt und die Tradition der Brotsorten mehr und mehr in Gefahr. In den Supermärkten werden zunehmend auch aus Brotmischungen hergestellte Baguette-Brote angeboten, und auch die vorgebackenen, industriell hergestellten Brote und Brötchen sind auf dem Vormarsch. Die Initiative „Pani di Sardegna“ setzt sich für die traditionellen Brotsorten ein und will deren Bedeutung im Alltag erhalten oder wieder beleben. Dabei spielen auch die verwendeten Rohstoffe ein wichtige Rolle. Es soll Getreide von der Insel, wo die Getreideproduktion nach einem deutlichen Rückgang in den letzten Jahrzehnten langsam wieder ansteigt, verwendet werden. Insbesondere soll die Verwendung von Hartweizen (aus dem traditionell auch Nudeln hergestellt werden) gefördert werden, denn daraus kann besonders leckeres und auch gesundes Brot hergestellt werden. Für gesundes (und leckeres) Brot sorgt auch der natürliche Sauerteig, der in vielen traditionellen Broten als Triebmittel verwendet wird. Das Sauerteig-Brot gilt sogar als eines der Lebensmittel, die die Langlebigkeit auf Sardinien fördern. (siehe dazu den Beitrag Insel der 100-Jährigen – Pecorino und Cannonau für ein langes Leben)

Eines der Mittel, die Vielfalt der Brotsorten zu erhalten und die Bedeutung des sardischen Brotes in der Öffentlichkeit zu unterstreichen, sind die Aktivitäten der Initiative auf der Cavalcata Sarda, die zu den großen Festen der Insel gehört und bei der es, wie in Cagliari bei Fest des San Efisio einen Umzug von Trachtengruppen aus zahlreichen Dörfern und Städten der Insel gibt. Auf dem Umzug in Sassari tragen viel Gruppen Brote aus ihrer Heimat mit und demonstrieren damit die Vielfalt der verschiedenen Brote, die es auf Sardinien gibt (s. Bildergalerie unten).

Der erste Platz, ein dritter Platz und auch noch den Sonderpreis! Massimiliano Siddi aus Serrenti hat dieses Jahr mit seinen Broten vollen Erfolg gehabt.
Die Sieger bei der öffentlichen Siegerehrung.

Sieger von „Pani di Sardegna 2016“ ist das civraxiu der Trachtengruppe „Gruppo folk Santa Vitalia di Serrenti“, das vom Bäcker Massimiliano Siddi hergestellt wurde. Das erstplatzierte Brot bekam zusätzlich den Sonderpreis „Acqua San Martino“. Den zweiten Platz belegte die Gruppe  „Su Furione di Nule“ mit dem pane carasau von Salvatoricca Farre. Den dritten Platz teilen sich drei Brote: das coccoi der Gruppe aus Serrenti (die damit gleich zwei der begehrten Preise erhalten hat), das carasadu (ein anderer Dialektausdruck für carasau) der Gruppe „Oleri di Ovodda“ und das civraxiu der Gruppe „Biddobrana di Villaurbana“. Die Preise wurden vor einer großen Zuschauermenge vom Bürgermeister von Sassari, Nicola Sanna, übergeben. Die große öffentliche Siegerehrung und die Präsentation der vielen unterschiedlichen Brote während des traditionellen Trachtenumzugs, dem Höhepunkt der Cavalcata Sarda, zeigen, dass der Wettbewerb um das beste Brot der Insel zum festen Bestandteil des Festes geworden ist.

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Sonia Martinelli, die verantwortliche Organisatorin von „Pani di Sardegna“ und Tommaso Sussarello, der Vorsitzende der Jury mit zwei Teilnehmerin des Trachtenumzugs (l.).
Eingereicht wurden in diesem Jahr knapp 50 Brote von gut 30 Produzenten darunter Profibäcke, Hobbygruppen und Privatleute. Eingereicht werden können die Brote bisher nur von den an der Cavalcata Sarda teilnehmenden Trachtengruppen, die jeweils einen Ort auf der Insel repräsentieren. Die Organisatoren überlegen jedoch, die Regeln so zu ändern, dass auch darüber hinaus noch weitere Brote zum Wettbewerb eingereicht werden können. Die Brote werden von einer Organisation, die zur Handelskammer Nord-Sardinien gehört, angenommen. In deren Räumlichkeiten werden die Brote anonym bewertet. Ausschlaggebend für die Bewertungen der Jury waren die sensorische Prüfung der Beschaffenheit, des Geruchs und natürlich des Geschmacks der eingereichten Brote. Dies geschieht auf der Basis der Regeln der „Società Italiana di Scienze Sensoriali“ (SISS), der offiziellen italienischen Instanz für sensorische Prüfungen. Hinzu kommen Kriterien, die die Zubereitung im Holzofen, die Herstellung des Mehl und eine optimale Gärung durch Sauerteig betreffen.
Die Jury bei der Arbeit.
Tommaso Sussarello, der Juryvorsitzende betont die hohe Seriosität des Wettbewerbs und erklärt, dass das pane civraxiu von Massimiliano Siddi gewonnen hat, weil es sich durch den größten Reichtum an Aromen und Geschmacksnuancen auszeichnete und dabei bestens gemäß der traditionellen Herstellungsmethoden entstanden ist. Das Gewinnerbrot und auch viele der anderen eigereichten Brote seien Ausdruck für das wachsende Bewusstsein für die Tradition des Brotbackens und vor allem für die Bedeutung guten Brotes auf Sardinien. Damit sei, fügt Sussarrello noch hinzu, die Initiative offensichtlich auf dem richtigen Weg. Er und seine Kollegen freuten sich schon aufs nächste Jahr, wenn wieder das beste Brot der Insel gesucht werde.
So zogen die Trachtengruppen mit ihre Brotsorten durch Sassari. (Klicken zum Vergrößern)

Bilder: c) Salvatore Taras

Text: c) Hans-Peter Bröckerhoff

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