Der berühmte Mercato San Benedetto in Cagliari ist geschlossen. Bald werden in der zweistöckigen Markthalle die Restaurierungs- und Modernisierungsarbeiten beginnen. Aber keine Angst, es gibt ein Ausweichquartier. Der provisorische Mercato San Benedetto ist ganz in der Nähe des alten errichtet worden. Diese Attraktion für alle Freunde des kulinarischen Sardinien ist also nicht verschwunden, sie hat nur vorübergehend ihre Form geändert.
Dass die Markthalle für umfassende Bauarbeiten schließen würde, hatten uns einige Händler schon im vergangenen Jahr erzählt. Auch, dass es ein Ausweichquartier geben werde. Normalerweise sind solche Provisorien nicht gerade sehr attraktiv. Deshalb waren meine Befürchtungen groß, dass der Markt für einige Jahre viel von seiner Faszination einbüßen würde. Denn eine solche Grunderneuerung dauert meist nicht nur einige Monate, sondern Jahre.
Der provisorische Mercato San Benedetto ist in den vergangenen Wintermonaten errichtet worden. Der gesamte Markt ist mittlerweile umgezogen und „arbeitet“ nach nur knapp zwei Wochen Komplettschließung seit dem 18. März 2025 in den neuen Räumlichkeiten. Diese wurden nur wenige Gehminuten entfernt aufgebaut, auf der Piazza Nazzari, dem vor dem Teatro Lirico, dem großen Theaterbau der Stadt, liegenden parkartigen Platz.
Beim ersten Besuch in Cagliari nach der Eröffnung des Ausweichquartiers mussten wir natürlich auch zum „neuen“ San Benedetto fahren. Wir waren sehr gespannt, wie dieses Provisorium wohl sein würde. Meine Befürchtungen , dass es es insgesamt viel schlechter sein würde als vorher, wurden nicht erfüllt – im Gegenteil. Der provisorische Mercato di San Benedetto ist ein recht gelungenes Ausweichquartier.

Das ganze Konstrukt (auch der Boden) besteht aus Stahlblech und den das Dach stützenden Stahlpfeilern und -streben. Die einzelnen Boxen erinnern an zu einer Seite hin offene Container. Das viele Metall wirkt zwar schon ein wenig klinisch, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die weiterhin vorhandene, teils überbordende Fülle an Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und anderen leckern Sachen mildert die Wirkung der Blechwände und -böden zusätzlich.
Da alle Markthändler mit umziehen konnten, entstanden lange Gänge, die an beiden Seiten von Marktständen gesäumt sind. Das Ganze wirkt ein wenig wie ein Labyrinth. Aber große Wegweiser-Tafeln an den Eingängen helfen, sich zu orientieren. Und die Einheimischen werden sich wahrscheinlich ohnehin schon wieder gut zurechtfinden. Denn für viele von ihnen ist auch der provisorische Mercato San Benedetto weiterhin eine gerne und häufig genutzte Einkaufsstätte.

Also Entwarnung! Cagliari hat keine ihrer großen, auch von den Touristen geschätzten Attraktion verloren – diese eine hat sich nur verändert. Natürlich ist der Charme des alten und traditionsreichen Gebäudes nicht mehr da. Vor allem die Atmosphäre in der riesigen, offenen Fischhalle im Untergeschoss des alten Gebäudes konnte im Provisorium mit seinen geschlossenen Boxen natürlich nicht wiederhergestellt werden. Auch, ob es in der Metallkonstruktion im Sommer nicht zu heiß wird, bleibt abzuwarten. Aber es gibt auch Positives zu berichten. Unter dem provisorischen Markt befindet sich eine große Tiefgarage, die die Parkplatzsuche und auch das Einkaufen im Zweifel sehr erleichtert.
Auf die Frage, ob er sich denn in den neuen Räumlichkeiten wohlfühle, antwortete einer der Markthändler, den wir schon seit Jahren kennen, mit einem verhaltenen Ja. Wir scherzten dann ein wenig, dass er und seine Kollegen mit der Zeit vielleicht so zufrieden sein würden, dass sie gar nicht mehr zurück ins alte Gebäude wollten, ähnlich wie es in Neapel tatsächlich passiert ist. „Nein, nein,“ antwortete er lachend, “wir werden auf alle Fälle zurückgehen. Schon um zu verhindern, dass sich ansonsten eine große Supermarktkette das riesige und sehr attraktive Gebäude schnappt und das x-te Einkaufszentrum darin errichtet.“ Das gelte es auf jeden Fall zu verhindern.
Da konnten wir ihm nur zustimmen, nahmen unsere Einkäufe und brachten sie zum Auto in der Tiefgarage. Für uns war klar: Ein Besuch des Mercato di San Benedetto bleibt weiterhin ein „Muss“, wenn wir die Inselhauptstadt besuchen – daran wird auch das Provisorium nichts ändern.
Der provisorische Mercato San Benedetto in Bildern



















Infos auf der Tourismus-Seite der Stadt Cagliari in Englisch: der provisorische Mercato San Benedetto
Text und Fotos: Hans-Peter Bröckerhoff
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