6. November 2024
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StartGenusszieleEssen gehen auf SardinienRestaurant Fradis Minoris in Pula – Sterneküche aus dem „Mare nostrum“

Restaurant Fradis Minoris in Pula – Sterneküche aus dem „Mare nostrum“

Dort wollte ich schon lange einmal essen. Mehrfach hatte ich von der außergewöhnlichen und hochkreativen Fischküche im Restaurant Fradis Minoris in Pula gehört und gelesen. Vor einigen Jahren hatte ich sogar einmal, anlässlich einer Veranstaltung der Kellerei Quarto Moro di Sardegna zufällig, mit einem der Betreiber des ungewöhnlichen Lokals gesprochen, .

Aber Pula liegt mehr als eineinhalb Autostunden von Cabras entfernt, da fährt man nicht einfach mal so zum Essen hin. Und: Das Restaurant hat einen Michelin-Stern, was sich auch in der Preisgestaltung niederschlägt. Mit mehr als hundert Euro pro Person muss man schon rechnen. So viel gibt man, zumindest ich, nicht alle Tage für ein Essen aus.

An warmen Sommerabenden kann man draußen auf der Veranda essen. Ansonsten bietet der vor Sonne und Wind schützende Wintergarten den Gästen Platz.

Aber jetzt stimmten die Umstände, und wir gönnten uns diesen besonderen Genuss. Denn zwei unserer sardischen Freunde hatten ebenfalls Lust, das Restaurant auszuprobieren und wollten, wie wir auch, den Restaurantbesuch mit einer Besichtigung der Ruinenstadt Nora verbinden, die fußläufig vom Restaurant entfernt liegt (oder besser umgekehrt). Meine Frau und ich hatten die Ausgrabungen dieser größten römischen Stadt auf Sardinien zwar schon einmal besichtigt, aber das war vor mehr als 30 Jahren und sprach nicht gegen einen erneuten Besuch, im Gegenteil. So planten wir also einen Tag voller kultureller und kulinarischer Höhepunkte.

Um es vorwegzunehmen: Wir haben es nicht bereut. Die Besichtigung von Nora, geführt von einer enthusiastischen und sehr kenntnisreichen jungen Frau, war ein echter Kultur-Genuss. (Wer diese archäologische Stätte, die zu den wichtigsten auf Sardinien gehört, bisher nicht besucht hat, sollte das unbedingt noch tun.) Und das Degustations-Menü im Restaurant Fradis Minoris war ein kulinarisches Genusserlebnis der Sonderklasse – so wie wir es erhofft hatten.

Ein kulinarischer Genuss der Sonderklasse

Die Bilder und Bildbeschreibungen in der Galerie unten geben einen Eindruck von dem, was wir serviert bekamen. Das Menü bestand aus sechs Gängen und einem kleinen Intermezzo, enthielt dabei aber 16 einzelne Gerichte. Von denen wurden acht als Platte mit kleinen Appetithappen vor den eigentlichen Vorspeisen gereicht und drei als kleine süße Häppchen nach dem eigentlichen Dessert.

„Mare nostrum“ (unser Meer, so nannten die alten Römer das Mittelmeer) war der Name und das Motto des Degustations-Menüs. (Fast) alles kam aus dem Meer, entweder aus der Lagune, auf der einen Seite des Restaurants oder aus dem offenen Meer auf der anderen Seite. Bei der Lage auf der Landzunge zwischen Lagune und Meer bietet es sich an, dass die Zutaten für die Küche genau aus diesen beiden Lebensräumen entnommen werden. Der Name des Menüs MARE NOSTRUM bekommt so eine doppelte Bedeutung, die der alten Römer (Mittelmeer) und die der Restaurantbetreiber, die von „ihrem Meer“ als dem Lieferanten der Zutaten für ihre Gerichte sprechen können.

Menukarte des Restaurants Fradis Minoris. Mit dem Wahlspruch des Restaurants: Kultur und Genuss aus dem Meer in der Lagune von Nora, Sardinien. Wer genauer hinschaut, bemerkt, dass die stilisierten Fische die Buchstaben „F“ und „M“ (für Fradis Minoris) darstellen.

Der Redakteur der Gourmet-Zeitschrift Gambero Rosso, Giuseppe Carrus, hat in einem Beitrag mit Restaurant-Empfehlungen für den Herbst auf Sardinien auch das Restaurant Fradis Minoris aufgeführt. Begeistert schreibt er dort: „Agriturismo in der Philosophie, großartiges Restaurant in der Praxis. Fradis Minoris ist ein wahrhaft einzigartiger Ort und der Chefkoch Francesco Stara scheint hier so richtig in seinem Element zu sein. Direkt an der Lagune von Nora werden Sie reine Meeres-Gerichte in Perfektion genießen.“ Die Anspielung auf einen Agriturismo bezieht sich darauf, dass das Restaurant aus einer viel weiter gespannten Aktivität hervorgegangen ist, nämlich der Bewirtschaftung und Pflege der Lagune von Nora. Und noch heute stammen viele der Zutaten aus eigener Herstellung, eben aus der bewirtschafteten Lagune.

Das Restaurant Fradis Minoris schon im Blick
Der Weg zum Restaurant auf der Landzunge zwischen der Lagune von Nora (rechts) ung dem Meer.

Aber nicht nur die Lage des Restaurants an der Lagune hat starken Einfluss auf die angebotene Küche. Auch die Nähe zu den Ruinen der römischen Stadt Nora geht in die Küchenphilosophie ein. Der Einsatz der altrömischen Würzflüssigkeit Garum im beschriebenen Menü war ein Beispiel dafür. Ein weiteren großen Einfluss auf die Küche im Restaurant Fradis Minoris hat die Nachhaltigkeit der verwendeten Zutaten und des Umgangs mit denselben. Neben dem Michelin-Stern hat das Restaurant von den Michelin-Testern auch ein grünes Blatt verliehen bekommen – eben als Ausweis für die diese starke Betonung der Nachhaltigkeit.

Das alles und vor allem der hochkreative Umgang mit den Zutaten machen einen Besuch im Restaurant Fradis Minoris zu einem kulinarischen Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Das Menü „Mare Nostrum“ im Restaurant Fradis Minoris in Bildern


Weitere Informationen, Öffnungszeiten und Online-Reservierung auf der auf der Website des Restaurants Fradis Minoris


Text und Fotos: Hans-Peter Bröckerhoff

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Hans-Peter Bröckerhoff
Der Herausgeber dieser Website ist der Journalist und Kommunikationsberater Hans-Peter Bröckerhoff. Er ist zudem Autor des Buches "Die Küche Sardiniens – Ein kulinarisches Erlebnis im Urlaub und zuhause".

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