Noch eine Rezeptkritik. Die amerikanische Fernsehkoch-Legende Martha Stewart stellt Pastamit Bottarga-Soße vor. Da wird man doch neugierig und denkt: Schön, dass die sardische Küche auch von der berühmten Martha Stewart wahrgenommen wird. Aber ähnlich wie bei der Fregola con Arselle, die die englische Fernsehköchin Nigella Lawson vorstellt und dabei fast alles falsch macht, ist man auch bei Martha Stewart sehr erstaunt, wenn man sich das Rezept ansieht.
Denn dann kann man nur noch den Kopf schütteln. Mit der sardischen Küche hat das, was die Fernsehköchin da produziert nichts, aber auch gar nichts zu tun. Sie bereitet eine Soße aus reichlich Hühnerbrühe, Kapern, Rosinen (?), viel Butter (die in der sardischen Küche nicht verwendet wird) und anderen Zutaten zu, kocht darin bereits vorgegarte Buccatini (diese Nudelsorte gehört ins Latium, aber nicht nach Sardinien) und gibt zum Schluss neben Parmesankäse (!?) auch ein wenig geriebene Thunfischbottarga dazu.
Das mag vielleicht schmecken, aber mit dem berühmten Nudelgericht aus Sardinien, der Pasta alla bottarga, hat das nichts zu tun. Da dieses Rezept, das ursprünglich als Video zu sehen war, in einer Reihe mit drei anderen steht, in denen ebenfalls klassische Pastagerichte vorgestellt werden (Bolognese-, Carbonara- und Putanesca-Soße) und diese drei Klassiker einigermaßen nach dem Originalrezept zubereitet werden, erweckt Martha Stewart für den unbedarften Zuschauer den Eindruck, dass auch die von ihr hergestellte „Bottarga-Soße“ dem Original entspreche. Es entsteht ein vollkommen falscher Eindruck der sardischen Küche.
Wie Pasta alla bottarga wirklich zubereitet wird ist hier zu sehen. Beim Originalrezept wird natürlich die Bottarga von der Meeräsche (die in allen Online-Shops mit Sardischen Produkten angebotene Bottarga di muggine) verwendet und davon reichlich, denn diese gibt – zusammen mit einem sehr guten Olivenöl -dem Gericht den einzigartigen, feinen Geschmack.
Text: Hans-Peter Bröckerhoff
Screenshot: www.marthastewart.com
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