In diesem Eintrag in HPs sardisch-kulinarisches Tagebuch geht es um ein sardisches Milchlamm und die persönlichen Erfahrungen des Autors mit dessen Zubereitung für eine Runde deutscher Freunde.
Ich mag Lammfleisch sehr gern und sardisches Milchlamm insbesondere. Deshalb versuche ich von diesem zarten Fleisch, wenn immer möglich, etwas mit nach Deutschland zu nehmen.
Mitte November sind auf Sardinien normalerweise schon die ersten Lämmer schlachtreif. So war es zum Glück auch im letzten Jahr. Deshalb konnte ich vor der Abfahrt aus Cabras wieder ein sardisches Milchlamm kaufen, um es mit nach Deutschland zu nehmen.
Der Metzger hatte mir ein Lamm, das geschlachtet und ohne Kopf und Innereien gut drei Kilogramm wog, besorgt. Auf meine Frage, von wo das Lamm her stamme, antwortete der Metzger: „Von meinem Vater. Der ist Schäfer und hält seine Herde auf der Sinis-Halbinsel, nicht weit vom Meer entfernt, nahe der Straße, die zum Strand von Mari Ermi führt.“ Mehr Regionalität und Nachhaltigkeit geht nicht, dachte ich und musste schmunzeln. Denn genau diese Herde hatte ich einige Tage zuvor noch bei meiner letzten Fahrradtour über die Sinis gesehen.
In vier Teile geteilt und vakuumverpackt überstand das Lamm die Fahrt nach Mainz gut, wurde sofort eingefroren und konnte deshalb jetzt, Wochen später zum Höhepunkt eines sardisches Essens im deutschen Freundeskreis werden. Wieder aufgetaut war es fast so gut wie frisch gekauft.
Ich entschied mich, die beiden (kleinen) Hinterkeulen auf dem Rost im Backofen mit Kräutern zuzubereiten. Dazu gab es Rosmarin-Kartoffeln, die unter dem Fleisch-Rost ebenfalls im Backofen gegart und vom heruntertropfenden Fett und Fleischsaft der Lammkeulen zusätzlich gewürzt wurden.
Die beiden Vorderteile hingegen hackte ich in Stücke und bereitete damit das Schmorgericht „Annello con carciofi“ zu. Schließlich hatte ich noch zwei Beutel mit blanchierten Artischocken-Stücken im Tiefkühlschrank (siehe dazu Tagebucheintrag auf Facebook vom 22.November des letzten Jahres). Das Gericht war also durch und durch sardisch. Nicht nur das Rezept, sondern auch das Fleisch, die Artischocken, die getrockneten Tomaten, der Weißwein zum Ablöschen und das Olivenöl zum Anbraten der Fleischteile – alles kam von der Insel. Lediglich der Knoblauch und die Petersilie waren auf dem Mainzer Wochenmarkt erstanden worden.
Sardisches Milchlamm mit Artischocken – Impressionen von der Zubereitung
Beide Gerichte kamen sehr gut an. Das Mitbringen des sardischen Lamms hatte sich wirklich gelohnt, denn so junges und zartes Lammfleisch bekommt man zuhause in Deutschland nicht.
Eines der beiden Gerichte kam besser an
Allerdings gab es doch einen Unterschied: Gänzlich aufgegessen wurde nur das Ofen-Lamm mit den Rosmarin-Kartoffeln. Vom Lamm mit Artischocken blieb am Ende noch einiges in der Schüssel. Dass etwas übrig bleiben würde, hatte ich erwartet, schließlich gab es vorher mehrere Vorspeisen und reichlich Pasta (Culurgiones). Aber interessant war doch, dass sich die Freunde hauptsächlich auf das Lamm mit den Kartoffeln „stürzten“. Wahrscheinlich war ihnen diese Zubereitungsart vertrauter. Und die würzigen Röstkartoffeln waren wohl noch eine zusätzliche Attraktion.
Aber ich vermute, dass noch ein anderer Umstand dazu geführt hat, dass nicht von beiden Gerichten gleich viel gegessen wurde. Bei dem Schmorgericht, dem Lamm mit Artischocken, musste man das Fleisch selbst von den Knochen schneiden und diese dann gegebenenfalls auch noch in die Hand nehmen und abnagen, um nicht die Hälfte des Fleischs daran zulassen. Das entspricht nicht unseren heimischen Essgewohnheiten – erst recht nicht, wenn man nicht zuhause, sondern bei Freunden in großer Runde isst. Vielleicht sollte ich die Freunde mal fragen, ob an meiner Vermutung etwas dran ist.
Wie dem auch sei. Es macht immer wieder Spaß, die sardische Küche auch zuhause auf den Tisch zu bringen. Und wenn es dann noch original sardische Lamm ist, erst recht.
PS
Beide Gerichte schmecken so gut, dass man sich nicht scheuen sollte, sie auch mit dem Fleisch größerer Lämmer, wie es in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu bekommen ist, zuzubereiten.
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Ich bedaure sehr nicht zu ihren Freunden zu gehören. Zu gerne hätte ich beide Varianten vom Lamm gegessen. Es macht richtig Appetit beim lesen ihrer Artikel.. ich freue mich immer wieder auf die Post: Sardinien auf den Tisch
Für mich als gebürtige Campedanese ist es wie einen Ausflug nach Sardinien ihre Berichte und Anregungen zu lesen.
Weiter so!
Cordialité saluti
Mariella
Es freut mich, dass Ihnen SARDINIEN AUF DEN TISCH gefällt.