Stadt des Weins Serdiana – ein Ort, acht Weingüter und 7,5 Millionen Flaschen Wein

„Città del Vino“ steht auf dem Schild am Ortseingang. Und Stadt des Weins Serdiana kann man zu dem kleinen Ort im Süden Sardiniens in der Tat nennen. Denn hier werden jährlich ca. 7.500.000 Flaschen Wein produziert. Dabei ist eine Kellerei eingerechnet, die zwar formell zwar auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Dolianova liegt, aber direkt an der Ortsgrenze von Serdiana. Zudem liegen viele der zur Kellerei „Cantine di Dolianova“ gehörenden Weinberge auf dem Gebiet der Gemeinde Serdiana.

Die enorme Menge an Wein ist an sich schon ein bemerkenswertes Phänomen für einen Ort von ca. 2600 Einwohnern. Aber der Wein ist hier zudem auch noch von so hoher Qualität, dass immer wieder Auszeichnungen von nationalen und internationalen Weinverkostungen an Weine aus Serdiana gehen. Entsprechend sind viele Weine aus Serdiana weit über Sardinien hinaus bekannt und finden auf dem italienischen Festland und im Ausland ihre Käufer.

Seit einigen Jahren veranstaltet die Gemeinde Serdiana ein Festival rund um den heimischen Wein, bei dem die Besucher die Weine der örtlichen Weingüter probieren konnten. In diesem Jahr fand es am Samstag, dem 4. Oktober, statt. Und zog wieder zahlreiche Weinliebhaber von nah und fern an.

Plakat des Festes in der Stadt des Weines Serdiana mit dem Verzeichnis der Standorte der Stände

Das Konzept des „Festivals“ ist einfach. Die Kellereien bieten, verteilt im historischen Ortskern, den Besuchern ihre Weine auf Verkostung an. Dafür können sich die Besucher ein Weinglas mit einem Tragebeutel und Verkostungsbons kaufen und damit von Stand zu Stand wanderen.

Zudem gibt es noch einige andere Strände und kleine Veranstaltungen. Der Begriff „Festival“ ist im Vergleich zu anderen Food-Festivals auf Sardinien wie dem rund um den Thunfisch in Carloforte oder dem rund um die Bottarga in Cabras wohl etwas zu hoch gegriffen. „Fest des heimischen Weins“ wäre sicherlich der passendere Begriff.

Aber das kleine Wein-Fest ist durchaus einen Besuch wert, denn soviel hochwertige Weine aus einer kleinen Region kann man sonst nirgends verkosten.

Hier soll das Fest zudem zum Anlass genommen werden, die dabei mitwirkenden Weingüter einmal näher zu betrachten. Es waren in diesem Jahr acht Weingüter, von denen, um nochmals auf die hohe Qualität der Weine zurückzukommen, gleich fünf in den vergangenen Jahren mit einem ihrer Weine die durchaus nicht freigiebig vergeben Spitzenbewertung „Tre Bicchieri“ vom Gambero Rosso Weinführer bekommen haben – teils sogar mehrmals hintereinander.

Hier die acht Weingüter in der Stadt des Weins Serdiana:

Agiolas

Die Weinkellerei „Argiolas“ gehört sicherlich zu den ältesten, bekanntesten und renommiertesten Weinproduzenten Sardiniens. Mit 2.500.000 Flaschen Jahresproduktion gehört sie auch zu den ganz großen sardischen Weingütern. Ihr Spitzenwein „Turriga“ ist seit Jahrzehnten eine der Ikonen der sardischen Weinwelt. Aber er ist bei weitem nicht der einzige Wein der Cantina, der Preise gewinnt. Die Bandbreite des heutigen Sortiments ist groß. Sie umfasst Weine aus sehr unterschiedlichen Weinsorten und bringt immer wieder mit vielfältigen Auszeichnungen bedachte Produkte hervor. https://www.argiolas.it/

Antonella Corda

Das Weingut „Antonella Corda“ ist noch relativ jung. Es trägt den Namen der Winzerin selbst, die eine Enkelin von Antonio Argiolas, dem Gründer der Cantina Argiolas ist. Sie hat die Weinberge, die ihre Mutter geerbt hatte, übernommen und ein eigenes Weingut aufgebaut, das rasch von sich reden gemacht hat. Heute produziert sie ca. 85.000 Flaschen im Jahr. Schon zwei Weine ihres noch überschaubaren, fünf Weine umfassenden Sortiments haben die begehrten „Tre Bicchieri“ von Gambero Rosso bekommen. Und 2019 wurde die Cantina von dem renommierten Weinführer Gambero Rosso als bestes aufstehendes Weingut geehrt. https://www.antonellacorda.it/

Pala / Mora&Memo

„Pala“ ist der zweite große Name in der Weinwelt Serdianas. Das Weingut ist mit 75 Jahren etwas jünger als Argiolas und produziert mit ca. 500.000 Flaschen auch weniger, wird aber ebenfalls mit Prämierungen überschüttet (besonders der Vermentino „Stellato“ gewinnt höchste Auszeichnungen). Das Weingut verkauft seine Weine sardinienweit, national und international. Vor gut zehn Jahren hat Elisabetta Pala unter der Marke „Mora & Memo“ eine eigene Linie geschaffen, die etwa 80.000 Flaschen jährlich umfasst und vor allem außerhalb Sardinien vermarktet wird. 2024 hat die Familie Pala ihr Weingut an die Weinproduzenten-Familie Tolaini aus der Toscana verkauft, das aber weiter unter der alten und bekannten Firmierung arbeitet. https://www.pala.it/ https://www.facebook.com/MoraeMemo/

Audarya

Das noch junge Weingut „Audarya“ ist gewissermaßen eine familiäre Ausgründung aus dem Familienunternehmen Pala. Es produziert mittlerweile 400.000 Flaschen im Jahr und verkauft au Sardinien, in Italien und weltweit. Die Weine werden ebenfalls mit vielen Auszeichnungen bedacht. Der Spitzenwein „Nuracada“ aus der Bovale-Traube hat auch aktuell wieder die begehrten „Tre Bicchieri“ erhalten. https://www.audarya.it/

Mulleri

Das Weingut „Mulleri“ ist verglichen mit den bisher vorgestellten eher klein, es produziert ca. 20.000 Flaschen und setzt besonders auf den naturnahen Weinbau. Er produziert nach den Regeln der biologischen Landwirtschaft (ohne jedoch zertifiziert zu sein) und setzt dabei auch auf die spontane Fermentation beim Weinmachen. Entstanden ist der Betrieb, wie es in der letzten Zeit auf Sardinien oft geschieht, aus dem familiären Weinbau, der für den Eigenbedarf oder für andere Weingüter produzierte, ohne jedoch mit einer eigenen Marke an den Markt zu gehen. http://www.mulleri.it/

Altea Illotto

Das kleine Weingut „Altea Illotto“ wurde vor 25 Jahren von Maurizio Altea und Adele Illotto gegründet. Es setzt auf den biologischen Weinbau und produziert bis zu 10.000 Flaschen im Jahr. Der bekannteste Wein der Cantina ist der „Altea Rosso Sibylla IGT Biologico“ von dem ca. 3.000 Flaschen produziert werden. http://www.alteaillotto.com/

Tenute Faragò

Das Weingut „Tenute Faragò“ ist ebenfalls noch sehr jung und relativ klein (bis 5.000 Flaschen). Es wurde von drei Freunden gegründet, die mit moderner Technologie im Weinberg und im Keller die traditionellen Weine nachempfinden möchten. Sie setzen nicht auf den Verschnitt verschiedener Rebsorten, sondern auf sortenreine Weine, die den Charakter der jeweiligen Rebsorte besonders gut zum Ausdruck bringen. https://www.tenutefarago.it/

Cantine di Dolianova

Nach den drei kleinen Weingütern folgt zuletzt noch ein Gigant. Die Kellerei „Cantine di Dolianova“ produziert ca. 4.000.000 Flaschen im Jahr und ist damit eie der größten Kellereien der Insel überhaupt. Sie ist eines der Beispiele dafür, dass sich eine cantina sociale, eine Genossenschaft-Kellerei, zu einem modernen und am internationalen Markt erfolgreichen Unternehmen entwickeln kann. (Viele der cantine sociale auf Sardinien haben das nicht geschafft.) Bis heute gehört die Cantina ca. 300 Genossenschaftsmitgliedern, von denen viele auch noch die Trauben von ihren Weinbergen in die Kellerei liefern.

In den letzten gut zehn Jahren hat die Cantina sich vom Produzenten von überwiegend Massenweinen zu einem Produzenten von guten, sehr guten und ausgezeichneten Weinen entwickelt. Zahlreiche Auszeichnungen, zu denen auch schon die „Tre Bicchieri“ von Gambero Rosso gehörten, zeugen von der enorm gestiegenen Qualität. Ein neuer, moderner und sehr kreativer Auftritt hat ebenfalls zur Wandlung hin zu einem der Spitzenweingüter der Insel beigetragen. https://www.cantinedidolianova.it/