Was, diese kleinen Blätterteig-Pizzen sind eine sardische Spezialität? Ja, man vermutet es zwar nicht, aber die Pizzette sfoglia, die man vor allem im Süden Sardiniens in vielen Bars als Zwischenmahlzeit essen kann, sind typisch sardisch. Viele Besucher der Insel und auch viele Sarden denken, dass es sich bei diesen kleinen, würzigen Blätterteig-Snacks um einen Import vom italienischen Festland handelt. Die in Cagliari geborene und lebende Food-Bloggerin Michela Carta (die einen schönen Beitrag zu dieser Spezialität veröffentlicht hat) schreibt, sie habe erst als sie zum ersten Mal auf den italienischen Kontinent gereist sei und nach den von ihr so geliebten Pinzette sfoglia gesucht habe, entdeckt, dass es diese nur auf Sardinien gibt.
Die kleine Blätterteig-Pizza ist tatsächlich in der Insel-Hauptstadt Cagliari entstanden. Dort und im Umland von Cagliari ist sie in allen Bars und vielen Konditoreien zu finden – und sie wird zunehmend auch in anderen Teilen Sardiniens gerne gegessen. Die Pizzetta wird entweder morgens anstelle des normalerweise üblichen süßen Croissants oder als Zwischendurch-Snack (Merenda) gegessen. Aber auch zum Aperitif, als eine Art „Fingerfood“ bei Partys, Geburtstagen oder zu anderen Anlässen wird sie serviert. Auch bei Bootsausflügen im Sommer wird gerne ein „vassoio“, ein Tablett voller Pizzette sfoglia mit an Bord genommen.
Scheint gesamt-italienisch, ist aber ganz und gar sardisch.
Die Annahme, es handele sich nicht um eine rein sardische, sondern eine in ganz Italien erhältliche Spezialität, ist aufgrund der Zutaten und Zubereitungsart naheliegend, schließlich ist auch die normale Pizza in ganz Italien beliebt. Die Tatsache, dass in den Büchern zur traditionellen sardischen Küche kein Rezept für die Pizette sfoglia zu finden ist, scheint diese Annahme noch zu bestätigen. Denn es handelt sich um eine eher moderne kulinarische „Erfindung“, die oft auch als Pizetta sfoglia Cagliaritana bezeichnet wird. Sie hat sich mittlerweile allerdings so weit auf der Insel verbreitet, dass die leckeren salzigen Teilchen aus Blätterteig (pasta sfoglia) oft auch „Pizzette sarde“ heißen.
Die Pizzette sfoglia sind im Grunde sehr einfach zuzubereiten, denn sie bestehen aus nur wenigen Zutaten: Blätterteig (den es in jedem Supermarkt in der Kühltheke gibt), passierte Tomaten, getrockneter Oregano, Salz, Olivenöl, Kapern und Sardellen (die nicht immer mit verwendet werden). Auch die Zubereitung ist eigentlich recht einfach. Eigentlich – denn auch bei diesem vermeintlich kinderleichten Rezept sollte man vorsichtshalber einen Probelauf machen, bevor man seine Freunde mit selbst gemachten Pizzette sarde überrascht.
Zutaten für (6-7 Pizzette sfoglia)
- 1 Rolle Blätterteig (egal ob ausgerollt rund oder rechteckig)
- 75 -100 g passierte Tomaten
- getrocknetes Oregano
- Salz
- Olivenöl
- 12 -14 Kapern
- optional 3 bis 7 eingelegte Sardellenfillets
- 1 Ei
Zubereitung
Da folgende Video von Annalisa Spada aus der Reihe „Lisa in cucina“ zeigt die Zubereitung so anschaulich, dass es hier als Haupt-Anleitung dienen soll. In dem Video der sardischen Food-Bloggerin wird nicht gesprochen. Es gibt lediglich einige erklärende Texte, die unter dem Video als Übersetzung zu finden sind.
Übersetzung der Texte im Video
„Rollt den Blätterteig aus und stecht mit einem runden Teigausstecher Scheiben von 8 cm Durchmesser aus.
Legt die Hälfte der Scheiben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech.
Drückt auf die restlichen Scheiben mit einem Teigausstecher von 6 cm Durchmesser einen Kreis in den Teig, ohne den Teig durchzustechen.
Gebt die passierten Tomaten, natives Olivenöl, eine Prise Salz und etwas Oregano in eine Schüssel und vermengt alles.
Gebt auf die Teigscheiben ohne Verzierung ca. einen Teelöffel der gewürzten passierten Tomaten.
Verquirlt ein Ei und bestreicht die Ränder der Teigscheiben, auf denen die Füllung liegt, mit der Eimasse.
Gebt auf jede Füllung ein oder zwei Kapern.
Schließt die Pizzette mit den Deckeln, die Ränder gut andrücken.
Bepinselt die Oberseite der Pizzette mit verquirltem Ei.
Aus den Resten des Blätterteigs könnt ihr sehr gutes kleines Salzgebäck herstellen.
Gebt die Pizzette für ca. 15 Minuten in einen auf 230 Grad (Umluft) vorgeheizten Backofen.
Nach dem Backen nehmt die Pizzette aus dem Ofen, lasst sie leicht abkühlen und probiert dann die kleinen Blätterteig-Pizzen.“
Anmerkungen und Tipps
- Hier ist die absolut klassische Variante dargestellt. Oft werden auch noch Sardellen-Filets dazu gegeben. Aber Vorsicht: jeweils nur ein kleines Filet oder auch nur ein halbes nehmen, sonst dominiert der Sardellen-Geschmack zu sehr.
- Bei einer anderen Variante werden kleine Mozzarella-Würfel zur Füllung gegeben.
- Bei den Mengen sollte man etwas experimentieren. Wer es etwas intensiver mag, gibt von allem reichlicher dazu.
- Bei der Passata di pomodoro (passierten Tomaten) aus der Flasche darauf achten, ob sie Salz enthält. Wenn ja, nur noch vorsichtig salzen.
- Wenn die Passata zu flüssig ist, sollte man sie in einem Sieb etwas abtropfen lassen.
- Manchmal findet man auch ein Mischung aus Passata und Concentrato (Tomatenmark). Dadurch wird die Füllung dickflüssiger und intensiver im Geschmack.
- Bei der Backzeit einfach etwas aufpassen. Sobald der Teig aufgegangen ist und die richtige, leicht braune Farbe angenommen hat, können die Pizzette aus dem Ofen genommen werden.
- Die Pizzette können gut kalt gegessen werden, schmecken aber lauwarm oder wieder aufgewärmt noch besser.
Text, Übersetzungen und Fotos: Hans-Peter Bröckerhoff
Video: Annalisa Spada
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