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Michela Murgia und der Wein – ein besonderes Gedenken an die große Schriftstellerin

Michela Murgia und der Wein? Warum eine Veranstaltung zu diesem Thema? Was auf den ersten Blick weit hergeholt zu sein scheint, hat doch einen nachvollziehbaren Hintergrund. Die sardische Sektion der Vereinigung „Le Donne Del Vino“ (Die Frauen des Weins) hat zum Anlass des Weltfrauentages vier Veranstaltungen organisiert, darunter auch einen Abend zum Gedenken an die im letzten August verstorbene sardische Schriftstellerin Michela Murgia.

Die italienweit tätige Vereinigung „Le Donne Del Vino“, in der Winzerinnen und andere Frauen, die beruflich mit dem Thema Wein zu tun haben, zusammenarbeiten, hatte sich in diesem Jahr für die traditionell zum Internationalen Frauentag organisierten Veranstaltungen das Motto „Donne Vino Cultura“ (Frauen Wein Kultur) gegeben. Dazu passt eine Gedenkveranstaltung für die im letzen August verstorbene sardische Schriftstellerin Michela Murgia sehr gut.

Die vier sardischen Veranstaltungen der Donne del Vino auf Sardinien. Michela Murgia und der Wein waren das Thema in der Cantina Contini in Cabras.
Michela Murgia und der Wein – ein besonderes Gedenken an die große Schriftstellerin
Einladungsplakat für den Abend zum Gedenken an die Schriftstellerin Michela Murgia

Michela Murgia und der Wein? Ein durchaus stimmiges Thema

Partner dieser besonderen Veranstaltung war die Cantina Contini in Cabras. Michela Murgia ist in Cabras geboren und aufgewachsen. Auch später, als sie ihren Weg zur national und international berühmten Schriftstellerin angetreten hatte, blieb sie ihrem Heimatdorf eng verbunden. Und war dabei stets auch, wie ihre Freunde an dem Abend berichteten, dem Vernaccia di Oristano und den anderen heimischen Weinen verbunden. Schon das ist ein guter Grund für die Gedenkveranstaltung in der Weinkellerei ihres Heimatdorfes.

Aber die Verbindungen zum Wein und der gesamten kulinarischen Welt Sardiniens gehen viel weiter. Die kulinarischen Aspekte ihrer Heimat sind immer wieder auch in ihre Werke eingeflossen. Deshalb hieß der Untertitel der Veranstaltung:

„Ein Toast zum Gedenken an die Schriftstellerin aus Cabras, die die Düfte, den Geschmack und die Liebe zu ihrer Heimat in jedes ihrer Werke einfließen ließ“.

Nach einer kleinen Kellerei-Führung begann der Abend mit einer ersten Lesung im historischen Fasslager der Cantina. Hier, zwischen den Fässern mit teils jahrzehntelang reifendem Vernaccia-Wein, wurde ein Text aus Michela Murgias Buch „Elf Wege über eine Insel“ gelesen. In dem Buch sind die „Wege“ Kapitel, die sich nicht, wie der Titel vielleicht erwarten lässt, mit echten Wegen bzw. Touren beschäftigen, sonderen mit bestimmten charakteristischen Themen.

Aus diesem Buch wurde gelesen (natürlich aus der italienischen Originalausgabe). Ein immer noch sehr empfehlenswertes Buch!

Eines dieser Kapitel heißt: „Nahrung – Etwas, um gemeinsam zu essen. Oder auch nicht“. Aus diesem Text war die erste Lesung des Abends ausgewählt worden. Es ging um die authentische sardische Küche, deren Charakter und Entwicklung. Ein sehr passender Text, zu dem ich persönlich auch eine ganz besondere Beziehung habe. Denn daraus habe ich in meinem vor zwölf Jahren erschienen und inzwischen vergriffenen Kochbuch „Die Küche Sardiniens“ fleißig zitiert. Michela Murgia beschreibt dort den Charakter der sardischen Küche so eingängig und stimmig, dass ich gar nicht anders konnte.

Erste Lesung des Abends zum Thema Küche, Wein und Gastfreundschaft in Sardinien

Es folgten eine Reihe von Lesungen im großen Veranstaltungssaal der Cantina. Danach gab es eine Grußnote des Bürgermeisters von Cabras und eine kleine Diskussion mit Erinnerungen an Michela Murgia, die von den meisten Anwesenden einfache nur Michela genannt wurde.

Die folgenden Lesungen im großen Veranstaltungssaal der Cantina Contini

Zum Ausklang des Abends schließlich gab es bei einem Glas Vernaccia di Oristano noch eine letzte Lesung. Sie wurde von einem engen Vertrauten der Verstorbenen vorgenommen und führte zu einem sehr emotionalen Abschluss. Denn viele der Anwesenden waren Freunde oder enge Bekannte der Schriftstellerin, die mit nur 51 Jahren viel zu früh an Krebs verstorben ist.

Abschlusslesung im Empfangs- und Degustationsraum der Cantina bei einem Glas Vernaccia di Oristano

Es war ein sehr gelungener Abend. Er belohnte mit seinem Erfolg den Mut der Organisatoren dafür, dass sie nicht das Übliche angeboten hatten wie etwa eine Verkostung, einen Fachvortrag, einen Workshop oder ein Show cooking, sondern etwas, was auf den ersten Blick recht weit vom Thema Wein entfernt zu sein scheint.

Die Lesungen und das Gedenken an die große Tochter des Dorfes und der Insel hat sich als stimmig und richtig herausgestellt. Denn erstens passt Michela Murgia mit ihrem großen Engagement für die Rechte der Frauen sehr gut zum Anlass der Veranstaltung. Und zweites hat sie, wie schon oben erwähnt, die Köstlichkeiten ihrer Insel geliebt, wozu nicht zuletzt eben auch der Wein gehörte.

Persönliche Anmerkung

Persönlich habe ich Michela Murgia leider nur zweimal kurz getroffen – und das gar nicht mal in Cabras, wo ich ja seit vielen Jahren meine zweite Heimat gefunden habe. Ich habe sie vielmehr in Frankfurt nach einer Lesung angesprochen und damals erfahren, dass sie gar nicht weit von unserem Haus in Cabras geboren und aufgewachsen ist, wir also fast Nachbarn gewesen wären. Aber als wir ins Dorf kamen, hatte sie sich schon auf den Weg gemacht, der sie dann zu nationalem und internationalem Ruhm führte.

Das zweite Mal sprach ich mit ihr am Rande des Literaturfestivals in Gavoi, wo sie einen Auftritt hatte. Wir vereinbarten lose ein Interview zum Thema sardische Küche. Leider ist es dazu nie gekommen. Schade!

Text und Bilder: Hans-Peter Bröckerhoff

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Hans-Peter Bröckerhoff
Der Herausgeber dieser Website ist der Journalist und Kommunikationsberater Hans-Peter Bröckerhoff. Er ist zudem Autor des Buches "Die Küche Sardiniens – Ein kulinarisches Erlebnis im Urlaub und zuhause".

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