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Im sardischen Dorf Villanovaforru trifft Gourmetküche auf heimische Produkte

Ein frischer Wind blies über den Platz zwischen Museum und Kirche, auf dem 150 Menschen an fein gedeckten Tischen auf das viergängige Gourmet-Menü warteten. Die meisten Gäste dieses ganz besonderen Abends hatten den Maestrale mit seiner reinigenden und kühlenden Wirkung nach Tagen drückender Hitze wahrscheinlich sehnlichst erwartet. Aber hier oben, in dem gut 300 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Dörfchen Villanovaforru, drückte der Wind die Temperaturen doch so weit herunter, dass viele Gäste froh waren, eine Jacke mitgebracht zu haben. So geschützt konnten sie die von Spitzenköchen aus Sardinien und vom italienischen Kontinent zubereiteten Gerichte genießen, ohne zu frösteln. Es wurde ein äußerst angenehmer Abend. In dessen Mittelpunkt standen die kulinarischen Kreationen der Gast-Köche, zubereitet aus regionalen Produkten und begleitet von Weinen der nahegelegenen Cantina Su’entu . 

Den Gästen des Gourmet-Abends schmeckte es nicht nur, sie genossen auch die schöne Atmosphäre auf der Piazza zwischen dem archäologischen Museum (im Hintergrund) und der Dorfkirche.

Die Vorzüge der Marmilla erlebbar machen

Das große festliche Abendessen auf der Piazza (Pratz’e Cresia) war der Höhepunkt der diesjährigen Ausgabe von „Terre di Villanovaforru“. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Auch unter den Beschränkungen der Corona-Krise hatten es sich die Veranstalter nicht nehmen lassen, dieses besondere Veranstaltungsformat lebendig zu erhalten. Geht es hier doch um das Zusammentreffen der Spitzen-Gastronomie mit den Produkten der heimischen Landwirtschaft. Die treibenden Kräfte dieser besonderen Veranstaltungsreihe sind der Bürgermeister von Villanovaforru, Maurizio Onnis, und Gianfranco Massa, der Präsident der Accademia Casa Puddu aus dem Nachbardorf Baradili.

Die kleine Gemeinde Villanovaforru und die umtriebige Akademie, die sich vor allem um die Ausbildung von Nachwuchskräften für die sardische Gastronomie kümmert, haben eine gemeinsame Passion. Sie wollen etwas für ihre Region, die Marmilla, tun. Diese nach ihrer hügeligen Landschaft benannte sardische (Sub-) Region liegt weit weg von den Touristenzentren an den Küsten der Insel und lebt sehr stark von der heimischen Landwirtschaft. 

Gelungene Programmänderung wegen Corona

Die Idee der Initiatoren von „Terre di Villanovaforru“ war, die „alta cucina“, also die Gourmet-Küche, und die exzellenten landwirtschaftlichen Produkte der Region zusammen zu bringen. In den vergangenen Jahren (hier ein Bericht) wurden alte Bauernhäuser im Dorf geöffnet, in deren Höfen Produzenten ihre Erzeugnisse und Spitzenköche je ein Gericht oder einen Imbiss anboten. Dieses Konzept musste in diesem Jahr den Corona-Bedingungen angepasst werden. Denn es war nicht möglich, größere Menschenmengen durchs Dorf streifen zu lassen und in den teils engen Höfen Menschenansammlungen zu riskieren. Man entschied sich also für das Abendessen auf dem Dorfplatz, dessen Teilnehmerzahl jedoch begrenzt war und zu dem man sich anmelden musste. Die mit gebührendem Abstand aufgestellten Tische im Freien machten eine coronagerechte Durchführung der Veranstaltung möglich. Dass dazu der frische Wind die Ansteckungsgefahr nochmals verringerte, war zwar nicht geplant, aber sehr willkommen. 

Noch eine weitere Neuerung kennzeichnete die diesjährige Veranstaltung. Es ist die Zusammenarbeit mit der noch jungen aber schon sehr einflussreichen gesamtitalienischen Vereinigung „Ambasciatori del gusto“ (Genuss-Botschafter). Darinwirken Chefköchinnen und -köche sowie andere Vertreter der italienischen Gourmet-Welt mit. Die Ambasciatori haben die Aufgabe übernommen, im In- und Ausland die Botschaft vom hohen kulinarischen Niveau der italienischen Gastronomie und der Qualität der italienischen Weine und Lebensmittel zu verbreiten. Gleich sechs dieser „Botschafter“ wirkten bei der Veranstaltung mit, drei davon aus Sardinien.

Geblieben aus dem ursprünglichen Veranstaltungskonzept ist die große Podiumsdiskussion mit den teilnehmenden Köchinnen, Köchen und Experten. In diesem Jahr moderierte die Journalistin Luciana Squadrilli (dritte von links) unter anderem mit (v.l.) dem Besitzer des Restaurants Pipero in Rom, Alessandro Pipero, dem Mailänder Pasticciere Gianluca Fusto, der Chefköchin und Betreiberin des Restaurants ChiaroScuro in Cagliari, Marina Ravarotto, der Geschäftsführerin des Weinguts Su’entu, Valeria Pilloni und dem Journalisten (Gambero Rosso) und Weinexperten Giuseppe Carrus.

Auf dem Weg zum Besuchermagnet

Die ambitionierte Veranstaltungsreihe „Terre di Villanovaforru“ hat mit dem gelungenen Abend sicherlich einen guten Grundstein für ihr Überleben auch nach der Corona-Krise gelegt. Es bleibt zu wünschen, dass in den kommenden Jahren auch wieder die Produzenten ihre Produkte anbieten und wieder viel mehr Gäste das kleine Dorf bevölkern können. Das große festliche, von verschiedenen Chefköchen zubereitete Abendessen auf der Piazza sollte, so die bescheiden Meinung des Autors diese Zeilen, künftig zu einem festen Bestandteil der „Terre di Villanovaforru“ werden. Der Dorfplatz würde auch gut die doppelte Zahl an Tischen und Stühlen fassen. Die Zahl der Anmeldungen war, wie die Veranstalter berichteten, schon dieses Jahr so groß, dass es kein Problem sein dürfte, auch 300 Sitzplätze zu füllen.  

Eine Mischung aus dem ursprünglichen Konzept der offenen Höfe und dem großen Essen auf der Piazza könnte zu einem echten Besuchermagnet werden. Und das ist ja genau das Ziel der Veranstalter: Es sollen möglichst viele Menschen in die schöne Marmilla kommen und deren landwirtschaftliche Produkte kennen lernen.

Und hier noch das Menü des Abends:

Text und Fotos: Hans-Peter Bröckerhoff

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