Die ursardische Pasta Su Filindeu (fili di dio, Fäden Gottes) herzustellen ist schwierig. Man braucht viel Erfahrung und Übung, um die feinen Faden richtig ziehen zu können. Im Handel findet man Su Filindeu deshalb nicht. Aber es gibt noch einige wenige Hausfrauen in Nuoro und Umgebung, die diese außergewöhnliche Pasta herstellen können. Paola Abraini, die der englische Starkoch Jamie Oliver mit seinem Filmteam besucht hat, ist eine davon. Jamie Olivers Versuch, die Filindeu selbst herzustellen, scheitert kläglich, wie das obige Video (mit englischen Untertiteln) zeigt.
Nicht nur Jamie Oliver sondern auch ein anderes englisches Filmteam (BBC) hat Paola Abraini besucht, um zu erfahren, wie sie die außergewöhnliche Pasta herstellt. In einem sehr schönen kleinen Film, ebenfalls mit englischen Untertiteln zeigt sie, wie sie es macht. Sie ist sehr stolz, die, wie sie sagt, seltenste Pasta der Welt mit ihren geschickten Händen herstellen zu können. Ein weiters Video (mit italienischer Text-Einführung und ansonsten nur mit Musik unterlegt) zeigt noch eine andere sardische Hausfrau, die die Herstellung der Filindeu beherrscht und gerne vorführt. Hier ist es:
Auch wenn man die Filindeu (fast) nicht im Handel findet und der Versuch, sie selbst herzustellen wahrscheinlich scheitern würde (ich habe es nicht versucht), kann man das mit dieser Pasta zubereitete gleichnamige Gericht dennoch probieren. Ich habe es getan – im Restaurant Il Rifugio in Nuoro, wo Su Filindeu oft auf der Speisekarte steht. Es hat sich gelohnt.
Die ursardische Pasta Su Filindeu im Ristorante Il Rifugio probieren
Su Filindeu, diese sardische (eigentlich nuoresische) Pasta kam (und kommt) außerhalb der wenigen Restaurants, die dieses Gericht anbieten, selten auf den Tisch – meist nur zu besonderen Ereignissen und Festen. Zubereitet wird Su Filindeu nach einem sehr einfachen und alten Rezept. Sie wird zusammen mit jungem Pecorino in Brühe aus Schafsfleisch gekocht und quasi als Suppe mit kräftiger Einlage serviert. Im Video mit Jamie Oliver wird das auch gezeigt.
Wer nach Nuoro kommt, sollte sie probieren. Im Il Rifuggio wird die Zubereitung dieses traditionellen Gerichts gepflegt – sehr zur Freude vieler Gäste, die oft extra wegen dieses nur selten zu finden Traditionsgerichts kommen. Nach dem primo piatto Filindeu (das allerdings nicht immer auf der Karte steht) kann man in diesem sehr angesehenen Restaurant, das sich der traditionellen Küche des Nuorese verschrieben hat, noch andere ausgefallen Gerichte essen.
Auf der Speisekarte standen, als ich dort war, zum Beispiel auch die ansonsten selten zu bekommene Trippa alla sarda (Kutteln auf sardische Art) oder geschmortes Schafsfleisch. Auf der Internetseite des Restaurants wird es auch dass Rezept vorgestellt. Das ist aber aber wegen der schwierigen Herstellung der Pasta (s.o.) und weil man zuhause den leicht säuerlichen sehr jungen Schafskäse so gut wie nicht bekommt, eher als Hintergrundinformation interessant und nicht als Anleitung zum Selberkochen.
Text und Aufmacherbild: Hans-Peter Bröckerhoff
Nachtrag vom 6.12.2016: Einige Tage nach Veröffentlichung dieses Beitrags brachte die Sendereihe Galileo auf Pro7 einen interessanten Bericht über Su Filindeu. Dieser hatte auch den schönen Nebeneffekt, dass danach dieser Beitrag hier zusätzlich enorm oft angeklickt wurde. Hier mein kleiner Beitrag zu dem Fernsehbericht mit Link zur Mediathek.
Nachtrag Nr. II: Einen sehr schöne Reportage über Su Filendeu, das Gegugio und Paola Abraini hat das Magazin der Süddeutschen Zeitung gebracht.
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